
Vergebung
Die Barmherzigkeit Gottes offenbart sich mit besonderer Macht in der Gnade der Vergebung. Gott ist immer bereit uns zu vergeben. Schwester Faustyna knüpft mit den folgenden Worten an diese Wahrheit: Du trägst mich im Schoße Deiner Barmherzigkeit und verzeihst mir immer, wenn ich Dich mit zermürbtem Herzen um Vergebung bitte (Nr. 1332).
Im Hebräischen stammt „die Vergebung” – syliha – vom Verb salah. Im Alten Testament ist dieses Verb Gott vorbehalten. Nur er ist das Subjekt von salah. Daher ein logischer Schluss für uns: Der Mensch kann nur vergeben, wenn er Gott in sich hat. Haben wir genug von Gefühlen des Hasses, der uns innerlich zerstört, versuchen wir mit dem Verstand zu vergeben. Doch Vergebung dieser Art ist wie eine nicht heilende Wunde, die immer blutet. Sie hört erst dann auf uns zu quälen, wenn wir uns auf Gott hin öffnen. Dann gelingt uns Vergebung von ganzem Herzen. Wir halten unseren Schuldnern nichts mehr vor.
Es ist Gott, der der Autor dieser unfassbaren Vergebung in uns ist. Unsere Gefühle können sich noch auflehnen, aber unser Wille hat schon Gewalt über sie.
Im Buch Nehemia 9,17 lesen wir: Du bist ein Gott, der verzeiht. Der hebräische Text ist reicher: „Du bist der Gott der Vergebung”. Es gibt Menschen, die nur einmal vergeben.. Gott aber vergibt immer, wenn wir ihn ehrlich darum bitten. Diese Wahrheit erkennen wir auch aus dem Tagebuch: Wisse, so oft du zu Mir kommst, dich demütigst und um Verzeihung bittest, gieße Ich ein Übermaß an Gnaden über deine Seele (Nr. 1293). Das Gleichnis vom unbarmherzigen Diener (Mt 18, 23-35) verdeutlich uns unsere große Schuld vor Gott. 10.000 Talente, 100 Millionen Denare, der Wert von 270 Tonnen Gold. Für einen Denar musste man einen Tag lang im Weinberg schwer arbeiten. Hingegen schulden uns unsere Schuldner nur 100 Denare, also ein Millionstel unserer Schuld vor Gott.
Das Gleichnis sagt uns, dass wir die Schuld anderer uns gegenüber vergeben sollen, denn Gott vergibt uns eine viel größere Schuld. Wir müssen auch vergeben, damit Gott uns vergeben kann: Schwester Faustyna schreibt: O mein Jesus, ich weiß, dass Du mit uns so verfährst, wie wir mit unseren Nächsten verfahren (Nr. 692). Gott zieht die Gnade der Vergebung zurück, wenn er sieht, dass wir unseren Schuldnern nicht vergeben.